Was ist EGPA?
Ursachen für EGPA
Wenn sich das Immunsystem gegen den Körper richtet
Die eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) gehört zu den chronischen Autoimmunerkrankungen. Autoimmunerkrankungen sind komplexe Störungen, bei denen das Immunsystem versehentlich körpereigene Zellen und Gewebe angreift.
Weitere Informationen zu EGPA findest du hier:
EGPA im Überblick
Ein besonderer Schutz: Das Immunsystem
Der Körper verfügt über eine besondere Schutzfunktion, das Immunsystem. Es besteht aus zwei Hauptteilen: dem angeborenen und dem erworbenen Immunsystem.
Das angeborene Immunsystem ist die erste Verteidigungslinie gegen Eindringlinge wie Bakterien, Viren oder andere schädliche Stoffe. Es ist von Geburt an vorhanden. Die Barrieren des angeborenen Immunsystems umfassen Haut und Schleimhäute, die verhindern, dass Erreger in den Körper eindringen. Wenn dennoch Eindringlinge durch diese Barrieren gelangen, stehen verschiedene Abwehrzellen bereit, um sie zu bekämpfen.
Diese Abwehrzellen befinden sich in den Blutgefäßen und im Gewebe im ganzen Körper. Alle Zellen des angeborenen Immunsystems gehören zur Gruppe der Leukozyten, die auch als weiße Blutkörperchen bekannt sind.
Mehr über angeborene Abwehrzellen
Je nach Eigenschaften und Aufgaben werden unterschiedliche Zelltypen der Sofortabwehr unterschieden:1-2
Granulozyten
Neutrophile Granulozyten
Basophile Granulozyten
Eosinophile Granulozyten
Makrophagen und Monozyten als ihre Vorläuferzellen
Dendritische Zellen
Natürliche Killerzellen (NK-Zellen)
Mastzellen
Neben den Immunzellen stehen dem Körper auch noch körpereigene Botenstoffe, bakterientötende Substanzen und spezialisierte Eiweiße, sogenannte Komplementproteine, zur direkten Abwehr zur Verfügung.1-2
Doch das Immunsystem entwickelt sich im Laufe des Lebens weiter und lernt ständig dazu. Das erworbene Immunsystem merkt sich die Erreger, denen es bereits begegnet ist, und kann sie bei erneutem Kontakt dann schneller und besser bekämpfen. Die wichtigsten Zellen des erworbenen Immunsystems sind die Lymphozyten, eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten).
T-Lymphozyten (T-Zellen) – koordinieren die Immunantwort, zerstören infizierte, kranke oder entartete Zellen
B-Lymphozyten (B-Zellen) – produzieren Antikörper, welche die Erreger markieren1-2
Das angeborene und das erworbene Immunsystem arbeiten somit gemeinsam. Während das angeborene Immunsystem schnell reagiert, ist das erworbene Immunsystem für die spezifische Erkennung und den langfristigen Schutz vor bekannten Erregern verantwortlich.
Wichtige Bestandteile des Immunsystems
Aufgrund ihrer komplexen Funktionsweise im Körper, sollte die Anzahl der Eosinophilen ausbalanciert sein. Viele Eosinophile finden sich beispielsweise in der Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass zu wenig Eosinophile eine Zunahme der bakteriellen Belastung im Darm nach sich zieht. Doch auch ein Zuviel an Eosinophilen ist für den Körper eine Belastung. Überaktivierte Prozesse können zu einer Vielzahl von Entzündungskrankheiten und Allergien beitragen. Dazu zählen u. a. schweres Asthma, chronische Rhinusinusitis mit Nasenpolypen (CRSwNP), entzündliche Darmerkrankungen oder auch die EGPA.
EGPA-Beispiel: Entzündung in der Lunge
Autoimmunerkrankungen kurz erklärt
Normalerweise ist das Immunsystem darauf spezialisiert, fremde Eindringlinge wie Bakterien oder Viren zu erkennen und zu bekämpfen, um uns gesund zu halten. Bei einer Autoimmunerkrankung jedoch, verwechselt das Immunsystem körpereigene Bestandteile mit Eindringlingen und greift sie an. Das bedeutet, dass die Abläufe im körpereigenen Immunsystem gestört sind.
Die genauen Ursachen von Autoimmunerkrankungen sind noch nicht vollständig verstanden, aber es wird angenommen, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Autoimmunerkrankungen haben ein höheres Risiko, selbst betroffen zu sein.5
Mehr dazu
Wieso sich das Immunsystem plötzlich gegen gesunde Zellen richtet, konnte bisher noch nicht vollständig nachvollzogen werden. Häufig lassen sich allerdings Autoantikörper im Blut nachweisen. Das sind Antikörper, die nicht gegen Krankheitserreger, sondern körpereigene Zellen gerichtet sind. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Autoimmunerkrankungen mit sehr unterschiedlichen Auswirkungen auf den Körper.
EGPA ist eine davon. Bei ihr finden sich neben den erhöhten Eosinophilen bei einem Drittel der Patienten sogenannte antineutrophile zytoplasmatische Antikörper (ANCA). Diese Antikörper richten sich gegen Zielantigene im Zytoplasma neutrophiler Granulozyten, wie beispielsweise gegen Myeloperoxidase (MPO). Dabei handelt es sich um ein lysosomales Enzym, das eine bedeutende Rolle bei der Regulation von Entzündungsprozessen spielt. Die Patienten weisen dann häufig eine periphere neurologische Beteiligung und eine Glomerulonephritis auf.
Die EGPA wird der Gruppe der AAV zugeordnet. AAV steht für „ANCA-assoziierte Vaskulitis“. Sie ist durch Gefäßentzündungen gekennzeichnet und gehört zu den entzündlich rheumatischen Erkrankungen. Die Antikörper bewirken eine Entzündung, sodass Schäden am Gewebe und in den Organen entstehen. Am häufigsten sind die Lunge und der Magen-Darm-Trakt betroffen.
Therapien zur Regulierung des Immunsystems
Die Medizinforschung hat es geschafft, unterschiedliche Wege zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen zu entwickeln. Erfahre hier mehr über die Möglichkeiten einer immunregulierenden Therapie bei EGPA.
Gut zu wissen
In manchen Fällen kann auch eine Kombination mehrerer Medikamente in Frage kommen. Auch du kannst etwas tun, um deine Symptome zu lindern. Lerne hier mehr darüber.
Referenzen
1. https://das-immunsystem.de/wissenswertes/immunsystem_angeboren_und_erworben/. Letzter Zugriff am 20.07.2023
2. https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/wie-funktioniert-das-immunsystem. Letzter Zugriff am 20.07.2023
3. Wong, TW., et al. The Journal of Immunology 192.8 (2014): 3548-3558.Kuang, F L, et al. Journal of Allergy and Clinical Immunology 143.2 (2019): AB289.
4. https://www.vorsorge-online.de/vorsorgefinder/ipf-faltblaetter/autoimmunerkrankungen-diagnose-mit-labortests. Letzter Zugriff am 15.08.2023
NP-DE-MPL-WCNT-230011, Aug23